[Panische_lesebuehne] Thomas Kreimeyer am 25.5.2014 im Hanauer Brückenkopf
Lenhart-HMS at t-online.de
Mo Apr 28 22:06:00 CEST 2014
Ein Meister der Improvisation
Zum letzten Mal „Panische Lesebühne“ mit Stegreif-Kabarettist Thomas
Kreimeyer am 25.5.2014 im Hanauer Brückenkopf
Das persönliche Highlight der Kleinkunstreihe „Die Panische Lesebühne“
hat sich Organisator Hans-Jürgen Lenhart zum Schluss aufgehoben. Thomas
Kreimeyer ist für ihn eine echte Entdeckung. Er bietet
Improvisationskabarett, wie man es noch nie gesehen hat. Ein
Kleinkünstler ohne Programm!? Nein, vielmehr, das Programm ist das
Publikum selbst. Die Veranstaltung „Der rote Stuhl“ des vielleicht
einzigartigsten Kabarettisten Deutschlands ist gleichzeitig die letzte
Veranstaltung, die Lenhart im Rahmen der für Hanau wohl genauso
einzigartigen Kleinkunstreihe im Lokal Brückenkopf organisiert. Dafür
sollte man noch mal in den Brückenkopf reinschauen.
Der aus Wiesbaden stammende Thomas Kreimeyer erscheint im eleganten
Zweireiher auf der Bühne, verlässt sie aber recht bald und verbringt
mehr Zeit im Publikumsraum als auf der Bühne. Er stellt den Leuten
scheinbar ganz banale Fragen: Was sie gerne im Fernsehen sehen, welchen
Beruf sie ausüben usw. Was Kreimeyer dann aus den meist ebenso
unspektakulären Antworten macht, ist faszinierend: Er paraphrasiert die
Aussagen des Publikums, zieht unerwartete Schlüsse und Folgerungen
daraus, vernetzt diese virtuos, bringt letztlich die Zuschauer
untereinander ins Gespräch und sorgt damit für überraschte Begeisterung.
Die Einbeziehung des Publikums in der Kleinkunst, die häufig bemüht und
manchmal deplatziert wirkt, hier ist sie Methode. Das Auditorium
generiert die Unterhaltung scheinbar ganz von selbst, angeleitet und
moderiert von Mastermind Kreimeyer, der die Zügel zwar locker lässt,
aber stets die Kontrolle über das Geschehen behält. Wer ihn einmal
gesehen hat, wird süchtig. Schließlich läuft ja jede Vorstellung immer
anders ab. Kreimeyer darf man auch selbst auf den Zahn fühlen. Dann wird
man erst recht sehen, wie gewitzt er ist. Er erhebt Improvisation zu
einer Kunstform und lässt das Publikum lauthals lachen, vor allem über
sich selbst. Eine echte Innovation in der Kabarettszene, die man gesehen
haben muss. Organisator Hans-Jürgen Lenhart meint dazu: „Es gibt zwar
Improvisationstheater, aber hier wagt sich einer ohne Netz und doppelten
Boden auf die Bühne. Da gibt es weder vorbereitete Szenarien noch
Ansätze aus Partyspielen. Die einzige Regel ist, dass nach 45 Minuten
die Eieruhr klingelt und Pause ist. Jemanden mit einem derartigen
Konzept findet man nicht noch mal. Wo andere Improvisation als Teil
ihres Talents vorweisen, setzt Kreimeyer damit aufs Ganze. Wagemutig,
bewundernswert, ein absolutes Muss. Das Kabarett der Zukunft.“
Es mag umso bedauernswerter sein, dass die „Die Panische Lesebühne“, die
sich nie kommerziellen Gesichtspunkten unterwarf, sondern nach Qualität,
ungeahnten Talenten, aufstrebenden Tendenzen und nicht zuletzt lokalen
Künstlern und Themen suchte, so erst mal zu Ende geht. Lenhart
betrachtete sich als eine Art Käpt’n Cook, ein Entdecker auf den
verschiedenen Ozeanen der Kleinkunstszene, immer sozusagen auf der Suche
nach weißen Flecken auf der Seekarte. Das machte insbesondere auch
ungeahnte Formen der Aufbereitung von Themen aus der Hanauer Geschichte
möglich. Der Brückenkopf-Verein machte es dem in Hanau geborenen Lenhart
möglich, eine Art persönliches Wunschprogramm zu realisieren, das bald
ein Stammpublikum fand. Umgekehrt kam auch oft ein völlig neues Publikum
in das Lokal und sorgte manchmal sogar dafür, dass der Brückenkopf aus
den Nähten platzte. Die Organisation der Reihe war rein ehrenamtlich und
erforderte viel Zeit. Kulturjunkie Lenhart, der zusätzlich noch
nebenberuflich Kleinkünstler, Schriftsteller und Musikjournalist ist,
wollte nun sein Zeitbudget für Derartiges etwas herunterfahren und
steigt mit der Vorstellung am 25.5. als Organisator aus. Gleichzeitig
zwang ihn vor kurzem noch ein schwerer Unfall dazu, noch kürzer zu
treten. Er befindet sich aber auf dem Weg der Besserung.
Dennoch ist „Die Panische Lesebühne“ damit nicht unbedingt von der
Bildfläche verschwunden. Matthias Ullrich, Autor der Hanauer
Literaturgruppe „ZwanzigZehn e.V.“, hat sich bereit erklärt, weitere
Veranstaltungen in lockerer Reihenfolge zu organisieren. Im Februar
präsentierte seine Gruppe erfolgreich die von ihm entworfene
Krimi-Performance „Sein letzter Trick“ im Brückenkopf. Ullrich ist
ebenfalls in Hanau geboren, er und Lenhart kennen sich seit ihrer
Jugend, sind beide „kulturversessen“ und werden für eine Fortsetzung der
Reihe gelegentlich zusammenarbeiten. Sie dürfte allerdings mehr einen
literarischen Schwerpunkt mit Konzentration auf die Hanauer
Literaturszene bekommen.
Thomas Kreimeyer am Sonntag, 25.5.2014 im Hanauer Brückenkopf, 20 Uhr
Die Panische Lesebühne im Hanauer Kultlokal Brückenkopf
Wilhelmstr. 15a, 63450 Hanau
Reservieren?
Besser – schöner – sicher und nur unter
reservierungen at brueckenkopf-hanau.de
Homepage Thomas Kreimeyer: www.kabarett-der-rote-stuhl.de
Und: www.youtube.com/watch?v=DYm_1xCexyc
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